Coabhängige Beziehungen lösen

Beziehungsfähigkeit entwickeln

Was ist Co-Abhängigkeit?

Im klassischen Psychologie-Jargon werden Menschen als coabhängig bezeichnet, die in einer Partnerschaft mit jemandem verstrickt sind, der an einer Sucht leidet. In der Regel ist das eine Drogen- oder Alkoholsucht. Co-Abhängige Menschen haben extrem viel Verständnis für ihre Partner, entschuldigen die kranken Verhaltensweisen des Süchtigen, bügeln dessen Versäumnisse aus und fühlen sich verpflichtet, ihn zu "retten". Dabei ignorieren sie ihre eigenen Nöte, Schmerzen und Bedürfnisse. Der süchtige Mensch selbst leidet in der Regel gar nicht so sehr unter seinem eigenen Verhalten. Er hat die ganze Aufmerksamkeit seines coabhängigen Partners und bleibt davon befreit, die Verantwortung für sein Leben selbst zu übernehmen.

Suchtartiges Verhalten ist nicht nur auf Alkohol und Drogen beschränkt. Wir können auch süchtig sein nach Anerkennung, nach Arbeiten, nach Erfolg, nach Essen, nach Rauchen, nach Selbstbestätigung, nach Ablenkung, nach Erleuchtungserlebnissen, nach Sex ... (Wenn Du Dich von Deiner Sucht befreien willst, findest Du hier Worktipps: Sucht überwinden) In der klassischen coabhängigen Beziehung trifft also ein suchtkranker Mensch auf einen Partner, der sich für das Wohlbefinden des Süchtigen verantwortlich fühlt und versucht, ihn zu retten.

Emotionale Co-Abhängigkeit

Es gibt jedoch noch eine weniger klar ersichtliche Form von Co-Abhängigkeit, die uns mehr oder weniger alle betrifft: die emotionale Co-Abhängigkeit. Diese Form der Co-Abhängigkeit besteht darin, dass beide Beziehungspartner wechselseitig einen Teil der Verantwortung für die eigenen Gefühle und Bedürfnisse und für das eigene Wohlbefinden in die Hände des jeweils anderen legen. Das ist sehr praktisch, dann habe ich nämlich immer eine Ausrede, dass ich ja nichts dafür kann für die unangenehmen Umstände in meinem Leben oder die Unzufriedenheit in der Beziehung. Es ist schließlich mein Partner, der dies oder jenes eben nicht so gut hinkriegt oder keinen Mut zur Veränderung hat.

Ähnlich wie bei den oben beschriebenen klassisch co-abhängigen Beziehungen benutzen auch hier beide Beziehungspartner die Beziehung, um sich nicht mit sich selbst oder mit eigenen Schwächen auseinandersetzen zu müssen. Oder anders gesagt: Die Beziehung schützt davor, nicht die volle Verantwortung für das eigene Leben und die eigene Entwicklung übernehmen zu müssen. Eine Weile können sich solche Beziehungen sehr stabil und sicher anfühlen. Es findet hier jedoch nicht wirklich Wachstum und Entwicklung statt. Weder können die einzelnen Beteiligten an der Beziehung wachsen, noch kann die Beziehung selbst sich entwickeln und vertiefen.

Wie kann die Arbeit mit The Work helfen?

Zunächst mal: Coabhängige Beziehungsmuster zu überwinden kann eine große Herausforderung sein und braucht auf jeden Fall seine Zeit, sowie Mut und Entschlossenheit. Folgende Vorgehensweise finde ich nützlich:

Ich worke wie unter Beziehungen heilen beschrieben, mit einem Urteilssatz und einem Verlangenssatz. Das kann z.B. so aussehen:
Klaus übernimmt keine Verantwortung für sein Leben.
Klaus sollte für mich da sein.

Ich gehe zuerst den Urteilssatz durch "Klaus übernimmt keine Verantwortung für sein Leben" mit den gewohnten 4 Fragen und den Umkehrungen. Dann nehme ich mir den Verlangenssatz "Klaus sollte für mich da sein" vor. Auch hier gehe ich durch die 4 Fragen und die erste Umkehrung: Ich sollte für mich da sein.

Der entscheidende Unterschied liegt jetzt bei der Gegenüberumkehrung des Verlangessatzes. Sie lautet:
Ich sollte für Klaus da sein.

Diese Umkehrung ist im Zusammenhang mit Co-Abhängigkeit kontraproduktiv. Denn sie verstärkt mein eigenes Suchtverhalten, mich mehr um den anderen zu kümmern als um mich selbst. Daher braucht es an dieser Stelle eine doppelte Umkehrung:
Ich sollte/darf damit aufhören, für Klaus da zu sein.

Nicht mehr für den anderen da zu sein, kann mich zunächst in ziemliche Aufruhr versetzen. Da ist Angst, den anderen zu velieren, Angst davor auf mich allein gestellt zu sein, ich befürchte, dass der andere ohne mich überhaupt nicht mehr klar kommt. Und ich bin nun selbst mit all meinem ungeheilten Schmerz konfrontiert, vor dem mich die coabhhängige Beziehung bisher bewahrt hat.

So schwierig diese Phase ist, so erlösend ist sie auch. Endlich habe ich die Möglichkeit, mich mir selbst zuzuwenden und Heilarbeit dort zu leisten, wo sie auch wirkt. In meinem eigenen Inneren.

Um den eigenen Veränderungsprozess und den Weg durch die Angst wirksam zu unterstützen, ist das Worken mit Wenn-Dann-Sätzen hilfreich. Inspirationen dazu findest du unter:
Innere Begrenzungen überwinden - dem Herzen folgen
Anleitung zum Worken mit Wenn-Dann-Sätzen

Du brauchst Unterstützung auf deinem Heilungsweg? Von Herzen gerne bin ich für dich da: Psychotherapie & Coaching
Ausführlichere Infos zu mir und meiner Arbeit findest du auf der Webseite meiner Praxis: Praxis für Ganzheitliche Psychotherapie

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